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Samstag, den 02. April 2005, 22:35 Uhr (veröffentlicht von Christian Hölscher) [Permalink]

Papst Johannes Paul II. ist tot, Stellungnahme von Erzbischof Hans-Josef Becker

Papst Johannes Paul II. tot. Nach tagelangem Kampf mit dem Tod ist Papst Johannes Paul II am Abend in Rom im Alter von 84 Jahren gestorben. Das teilte der Vatikan mit. Er starb um 21.37 Uhr in seinen Gemächern im Vatikan. Der Gesundheitszustand des aus Polen stammenden Karol Wojtyla hatte sich seit Donnerstag dramatisch verschlechtert.

Quelle: Tagesschau.de

Unser Erzbischof Hans-Josef Becker hat zum Tode von Papst Johannes Paul II. eine Stellungsnahme abgegeben:

„Mit dem Tod unseres Heiligen Vaters Papst Johannes Paul II. am heutigen 2. April scheint das geschäftige Treiben der Zeit für einen Moment jäh unterbrochen zu sein. Zahllose Menschen haben bewegt inne gehalten, als sie die Nachricht von der Verschlechterung des Gesundheitszustandes in den vergangenen Tagen und schließlich vom Tod des Papstes erreichte. Viele Menschen in der weiten Welt, jung und alt, Katholiken und Andersgläubige, haben sich in den Stunden des Sterbens des Heiligen Vaters zum Gebet und zum stillen Gedenken versammelt. Eine lange Gebetskette zog sich um die ganze Welt!

Obwohl Papst Johannes Paul II. seit langem von seiner schweren Krankheit gezeichnet war, hat uns sein Tod bestürzt. Er reißt schmerzvoll eine große Lücke in Kirche und Welt, hat er doch durch sein jahrzehntelanges Wirken das Gesicht der katholischen Kirche geprägt wie kein zweiter. Fast alle Menschen der jungen Generation haben keinen anderen Papst kennen gelernt als Johannes Paul II. und verbinden das Profil unserer Kirche mit seiner beeindruckenden Persönlichkeit. Für viele Menschen war und bleibt er „der Papst“ schlechthin. Eines steht fest: Papst Johannes Paul II. wird uns in vielerlei Hinsicht fehlen!

Gott, der Herr über Leben und Tod, hat einen Menschen zu sich gerufen, dessen schier unerschöpfliche Lebensenergie, Glaubenskraft und Glaubensfreude vielen Gläubigen in der Weltkirche Stütze, Hilfe und Trost waren. Wie intensiv die persönliche Begegnung mit Menschen sein konnte, durften die Gläubigen der Erzdiözese Paderborn im Juni 1996 erleben, als Papst Johannes Paul II. für drei Tage unser Erzbistum besuchte. Für viele Gläubige waren diese Tage in Paderborn bewegende Tage der Glaubensfreude und der Hoffnung. An seinem unvergesslichen Besuch in Paderborn lässt sich auch zeigen, was diesen Papst kennzeichnete. Am Übergang zum neuen Jahrtausend rief er der großen Gottesdienstgemeinde in der Senne bei Bad Lippspringe mit fester Stimme zu: „Auch am Ende des zweiten Jahrtausends ruft uns Christus in das Schiff seiner Kirche. Er lädt uns ein, mit ihm durch das Meer der Zeit zu fahren, ihm zu glauben und zu vertrauen, eins zu sein in der Hoffnung in der Liebe“. Mitten im Auf und Ab der Fahrt auf dem Meer des Lebens und des Glaubens hat Papst Johannes Paul II. dem Schiff der Kirche Sicherheit und Orientierung gegeben. Dabei hat er in Anknüpfung an das weltoffene Pontifikat Papst Pauls VI. immer wieder die Nähe zu den Menschen, den Dialog mit ihnen, gesucht. Bereits in seiner ersten Enzyklika „Redemptor hominis“ drückte er 1979 aus, was für ihn zum Programm werden sollte: „Der Weg der Kirche ist der Mensch“. Wohl kaum ein Papst zuvor hat die Würde und die Rechte des Menschen so ausdrücklich in den Mittelpunkt seines theologischen und pastoralen Wirkens gestellt, wie es Papst Johannes Paul II. getan hat. Mit seinen zahlreichen Pastoralreisen, darunter allein über einhundert Auslandsreisen und viele Reisen innerhalb Italiens, hat er sein unmittelbares Interesse an den Freuden und Hoffnungen, aber auch an den Sorgen und Nöten der Menschen unterstrichen. Mehr noch: Diese Pastoralreisen in nahezu alle Regionen der Welt haben immer wieder auf schwierige Lebensumstände der Menschen aufmerksam gemacht, wenn man nur an die Begegnung mit den Menschen in Polen, aber auch in den Ländern Lateinamerikas und Afrikas denkt. Gewiss haben diese Reisen auch zu Bewusstseinsveränderungen und nicht selten ebenso zur konkreten Verbesserung der Lebenssituation armer und unterdrückter Menschen geführt.

Für den Erzbischof von Paderborn als dem Bischof einer ehemals geteilten Diözese im Herzen unseres Landes ist nicht zu übersehen, welche Rolle dieser Papst im Zuge der Wiedervereinigung Deutschlands 1989/90 gespielt hat. Die Besuche und Ansprachen des Papstes in Polen, angefangen mit dem historischen Besuch in seiner Heimat zu Pfingsten 1979, haben in den Ländern des Ostens eine Atmosphäre geschaffen, in der der Widerstand gegen das kommunistische Regime möglich wurde. Sie haben in Folge der Entwicklungen in Polen und in der ehemaligen Sowjetunion auch den Boden für die friedliche Revolution in der damaligen DDR bereitet. Die Menschen in Deutschland haben Papst Johannes Paul II. in Verbindung mit dem in Erfüllung gegangenen Traum der deutschen Einheit viel zu verdanken. Zu Recht haben viele Zeitgenossen aufgrund seines unermüdlichen Engagements für die Menschenrechte und den Schutz menschlichen Lebens in allen Phasen seiner Existenz auf ihn als den Anwalt des Menschen gesetzt.

Bei allem „politischen“ Engagement Papst Johannes Pauls II. für die Würde des Menschen sollte man nicht aus dem Blick verlieren, dass er vor allem ein Mann des Gebetes und damit ein im Tiefsten geistlicher Mensch war. In den persönlichen Begegnungen mit ihm – auch in Paderborn - wurde dies immer wieder deutlich. Ich denke etwa an die bewegenden Worte vor den Theologiestudenten des Leokonviktes, aber auch an die Möglichkeit der Teilnahme an den morgendlichen Messfeiern in seiner Privatkapelle im Vatikan für Menschen aus aller Welt. Mit der geistlichen Ausrichtung seines Dienstes hat der Papst der Kirche immer wieder deutlich vor Augen geführt, dass allein Jesus Christus der Herr und das Haupt der Kirche ist. In seinem Pontifikat hat Papst Johannes Paul II. - wie ich meine - eindrucksvoll unterstrichen, wo Leitung in der Kirche ihren bleibenden Bezugspunkt hat: im intensiven Hören auf Sein Wort. Die durch ihn angeregten und von seinem Charisma geprägten Weltjungendtreffen zeigen eindrucksvoll, wie intensiv er darum bemüht war, jungen Menschen einen geistlichen Zugang zu Jesus Christus zu erleichtern und sie für ihre persönliche Berufung in der Welt von heute zu sensibilisieren. Immer wieder haben mir Jugendliche, die an diesen Treffen und anderen Begegnungen teilnahmen, versichert, dass dieser Papst für sie ein wichtiger Glaubenszeuge und Wegweiser war. Beim kommenden Weltjugendtag in Köln werden wir uns an das Vermächtnis dieses Papstes erinnern und das Licht des Evangeliums, das er in unserer Zeit so eindrucksvoll verbreitet hat, aufleuchten lassen und weitergeben.

Papst Johannes Paul II. war darüber hinaus ein Mann, der sich in besonderer Weise für die ökumenische Bewegung und den Dialog mit den Weltreligionen eingesetzt hat. Symbolisch für diese Grundeinstellung des Papstes waren der ökumenische Gottesdienst im Hohen Dom zu Paderborn und die Begegnung mit den Vertretern christlicher Kirchen am 22. Juni 1996. Bei seiner Ansprache mit den Vertretern der Ökumene betonte er: „Weil mir das Anliegen der Neu-Evangelisierung ein Herzensanliegen ist, sehe ich als Bischof von Rom in der Überwindung der Spaltung der Christenheit eine der pastoralen Prioritäten. Wie kann man denn das Evangelium von der Versöhnung verkünden, ohne sich gleichzeitig tätig für die Versöhnung der Christen einzusetzen“ (vgl. UUS 98)?

Die zahlreichen ökumenischen Treffen, die Begegnungen mit den Weltreligionen, auch und vor allem mit dem Anliegen der Förderung des Friedens und der Versöhnung in der Welt angesichts von Kriegen und Gewaltakten, wie etwa dem 11. September 2001, sind als bedeutsame Signale von zahllosen Menschen auch außerhalb der Kirchen und christlichen Gemeinschaften wahrgenommen worden. Die Christen in der Welt hat der Papst immer wieder aufgerufen, alles daran zu setzen, um der äußeren Glaubwürdigkeit willen die inneren Spaltungen zu überwinden. Dabei scheute er auch nicht davor zurück, sein Petrusamt in seiner konkreten Ausprägung und Ausübung zu hinterfragen. Die Diskussionen, die er in Gang setzte, haben jedoch gezeigt, dass das Amt des Nachfolgers des Apostels Petrus einen wichtigen Dienst nicht nur für die katholische Kirche, sondern für die Christenheit insgesamt darstellen kann. Das spüren wir in besonderer Weise in diesen Tagen des Abschieds vom Papst Johannes Paul II.. Sogar über die Grenzen der christlichen Glaubensgemeinschaften hinaus genoss der Heilige Vater die Anerkennung und den Respekt einer großen geistlichen und moralischen Persönlichkeit unserer Zeit, die nicht ohne Einfluss auf die anderen Weltreligionen und auf alle Menschen guten Willens blieb.

Die Kirche verliert mit Papst Johannes Paul II. einen einzigartigen Menschen, dessen Vielfalt an Begabungen und Interessen unsere Kirche und weit darüber hinaus die Weltgemeinschaft über mehr als ein Vierteljahrhundert bereichert hat. Die Botschaft seines Lebens und seines Petrusdienstes wird noch lange nachklingen und das Gesicht der Kirche auch in einem neuen Pontifikat prägen.

In Dankbarkeit und mit Schmerz nehmen wir Abschied von einem außerordentlich glaubwürdigen und profilierten Zeugen der frohen Botschaft Jesu Christi. Wir werden des verstorbenen Papstes in diesen österlichen Tagen gern im Gebet und bei der Feier der Eucharistie gedenken. Möge Jesus Christus, der Gute Hirt, ihm reichlich vergelten, was er der Kirche und der Menschheit in den langen Jahren seines Einsatzes geschenkt hat!

Im Lichte der Osterbotschaft, die uns in diesen Tagen verkündet wird, dürfen wir als glaubende Menschen hoffen und vertrauen, dass Papst Johannes Paul II. nun in der Begegnung mit dem Herrn selbst die Früchte seiner unermüdlichen Arbeit im Weinberg Jesu ernten darf und der Herr selbst seine Verheißungen an ihm erfüllen wird: „Du bist ein tüchtiger und treuer Diener…Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn“ (Lk 25, 21)!

  • Hans-Josef Becker
    Erzbischof von Paderborn

Quelle: Erzbistum-Paderborn.de


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